Maria Zinfert
Pseudonyme. Zum Konzept »Autor« im 20. Jahrhundert

Seminar am Peter Szondi-Institut im Sommersemester 2009

Jean Améry, Guillaume Apollinaire, Louis Aragon, Luther Blisset, Claude Cahun, Monty Cantsin, Paul Celan, Louis-Ferdinand Céline, Blaise Cendrars, Colette, Joseph Conrad, Hal Croves, Heinrich Dubel, Marguerite Duras, Paul Éluard, Michael Field, Franzobel, Ginster, Oskar Maria Graf, Friedrich Gundolf, Kaspar Hauser, Jacob van Hoddis, Richard Hugo, James Tiptree Jr., Liesl Karlstadt, Klabund, Pierre Loti, Curzio Malaparte, Loris Melikow, Mynona, George Orwell, Peter Panter, Fernando Pessoa, Joachim Ringelnatz, Alexander Roda Roda, Victor Segalen, Anna Seghers, Walter Serner, Vernon Sullivan, Italo Svevo, Theobald Tiger, Wanda Tinasky, Friedrich Torberg, B. Traven, Tristan Tzara, Karl Valentin, Ignaz Wrobel

Pseudonyme, falsche Namen, unter denen Autorinnen und Autoren ihr Werk ganz oder teilweise publizieren, sind vielfältig motiviert. Vielfältig sind auch die Verfahren, mittels derer der bürgerliche Name durch einen fingierten Namen ersetzt wird: Anagrame, Prenonyme, Scenonyme und Pseudandronyme. Letztere sind von Schriftstellerinnen geführte Namen, die — mehr oder weniger eindeutig — auf einen männlichen Autor schließen lassen. Vom Pseudonym ausgehend wurde das Konzept «Autor» im 20. Jahrhundert erschlossen und an konkreten Beispielen diskutiert. Es ging um die zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert einsetzende Transformation eines überholten Geniekults in einen Persönlichkeitskult, um die Vertreter einer neuen Künstler-Typologie, etwa in Gestalt der Dichter-Narren des Dadaismus, und um den damals ebenso zu beobachtenden Trend, der an die Stelle des elitären Einzelgängers oder diskriminierten Außenseiters einen Jedermann setzt, der einem bürgerlichen Beruf nachgeht und sich zugleich mit radikaler Subversivität der Literatur widmet.